Die Besten haben die meiste Angst, nicht gut genug zu sein

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Wer sich davor fürchtet, niemals gut genug zu sein gehört oft zu den besten in seinem Bereich. Der innere Drang, endlich da anzukommen, wo wir uns geliebt, sicher, gut genug fühlen, kann uns weit bringen. Bis wir daran zerbrechen, dass wir an der Spitze nicht das finden, wonach wir uns so sehr sehnen. 

In diesem Beitrag:

«Ich dachte, überragend zu sein, ist der Weg, um die Aufmerksamkeit und Liebe meiner Mutter zu bekommen, die ich so sehr suchte. Aber ich kam an der Spitze an und das, was ich suchte, war nicht da». Diese Worte fand die ehemalige Weltfussballerin (!) Abby Wambach kürzlich in einem Interview mit dem Erfolgspodcast «Call Her Daddy».

Wir brauchen Bindung

Abby Wambach ist ein gutes Beispiel für Menschen, die Aussergewöhnliches erreichen, weil sie unbewusst davon überzeugt sind:

Wenn ich nur endlich gut genug bin, erfolgreich genug bin, wenn ich nur genug leiste, werde ich endlich gesehen und geliebt.

Viele Menschen haben ähnliche Strategien, die sie unbewusst gelernt haben, um endlich das Gefühl zu erlangen, nach dem sie sich verzehren. Die Sehnsucht danach, gesehen und geliebt zu werden, ist in uns biologisch eingebaut. Sie ist eine evolutionär in uns angelegte Sehnsucht, denn ohne eine primäre Bindungsperson, die sich nach unserer Geburt um uns kümmert, würden wir sterben.

Wir haben evolutionär gelernt, dass wir nach Bindung streben müssen, denn dort sind unsere Chancen, zu überleben, grösser. Oder wie Dr. Stephen Porges, Begründer der Polyvagal-Theorie es formulierte:

Verbindung ist ein biologischer Imperativ. 

Ein innerer Drang entsteht

Wenn wir die nötige Verbindung nicht bekommen oder Erfahrungen machen, dass wir nicht gesehen, nicht gehört oder vernachlässigt werden, entsteht in uns ein Drang. Unser autonomes Nervensystem beginnt, uns zu mobilisieren: «Du musst etwas tun!» Auf biologischer Ebene geht es hier nicht einfach nur um etwas Aufmerksamkeit – es geht ums Überleben.

Diese unbewusste, autonome Reaktion führt dazu, dass wir uns Strategien aneignen, die sich als erfolgreich dabei erweisen, Aufmerksamkeit, Zugehörigkeit und Liebe zu bekommen.

Diese Strategien sind manchmal sehr linear: 

  • Wir tun alles für andere Menschen
  • Wir leisten übermässig viel
  • Wir springen sofort für andere
  • Wir stellen das Wohl anderer über unser eigenes Wohl
  • Wir fühlen uns ständig für andere Menschen verantwortlich
  • Wir streben danach, im Mittelpunkt zu stehen

Manchmal sind die erlernten Strategien aber auch komplexer:

  • Wir vermeiden es, aufzufallen
  • Wir sagen nie unsere Meinung
  • Wir beginnen ständig Streit (ja, auch das)
  • Wir brauchen viel Hilfe und können wenig selbst schaffen
  • Wir sagen nie «Nein»
  • Wir weichen unsere eigenen Grenzen immer wieder auf
Sind Strategien immer schlecht?

Viele Menschen, die über Leistung nach Verbundenheit suchen, gehören zu den Besten in ihrem Bereich. Unsere Strategien können uns weit bringen, uns sehr erfolgreich mache und uns einen grossen Freund:innenkreis bescheren.

Problematisch wird es, wenn wir über unsere eigene Strategie stolpern. Wie im Fall von Abby Wambach, die auch an der Spitze ihrer Karriere niemals das Gefühl fand, das sie suchte (und eine starke Suchtthematik entwickelte). Oft sind wir so getrieben, etwas zu tun, dass wir niemals wirklich am Ziel ankommen und beinahe daran zerbrechen.

Im Widerspruch mit sich selbst

Schwierig wird es auch, wenn unsere Strategie in zunehmendem Widerspruch mit dem steht, was wir wissen oder uns wünschen. Zum Beispiel mit unseren eigenen Bedürfnissen oder dem Wunsch, eigene Wege zu gehen.

Schwierig wird es auch, wenn unsere Strategie dazu führt, dass wir niemals zur Ruhe kommen, dass wir Menschen auf Distanz halten und ständig nur damit beschäftig sind, etwas zu tun, von dem wir glauben, dass es zum Ziel führt (und dabei schon lange am Ziel vorbei geschossen sind).

Es ist so, wie ich es immer sage im Coaching mit meinen Klient*innen: So lange es uns gut geht, müssen wir keine Probleme suchen. Aber wenn wir zunehmend unter unserer Strategie leiden, dürfen wir herausfinden, was uns antreibt, welche Strategie wir nutzen und was wir alternativ tun könnten.

Das biopsychosoziale Wissen der Polyvagal-Theorie, kombiniert mit systemischer und Teile-Arbeit, unterstützt uns dabei, besser zu verstehen, warum wir tun, was wir tun und wie wir unsere Muster re-trainieren können.

Schreib mir gern für ein kostenloses Kennenlerngespräch im heart space Coaching-Studio in St.Gallen. Oder schau dir meinen Sommerkurs «Breaking the Cycle» an, der sich ganz um Muster und Strategien dreht. 

 

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Ich habe mich auf die alltägliche Anwendung der Polyvagal-Theorie spezialisiert. Ich arbeite im 1:1- und 1:2-Setting mit Privatpersonen, Paaren & Familien und berate Unternehmen.

Schreib mir gern, wenn du Fragen hast.

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