Führung ist so ein verstaubtes Wort. Man könnte auch von Leadership und Self Leadership sprechen. Beide sind essentiell, wenn wir unser Leben gestalten und Verantwortung übernehmen möchten. Hinter jeder Führungskraft steht eine meist vergessene, aber alles übersteuernde Energie: Das autonome Nervensystem. Es nimmt in jeder Millisekunde Einfluss darauf, wie wir uns und andere führen.
In diesem Beitrag:
- Leadership ohne Nervensystem-Bewusstsein? Undenkbar!
- Im Kampf mit sich selbst
- Leadership = Selbstverantwortung
- Paradigmenwechsel Polyvagal-Theorie
- Leadership = gesunde Präsenz
Leadership ohne Nervensystem-Bewusstsein? Undenkbar!
Leadership ohne ein verkörpertes Bewusstsein für das eigene autonome Nervensystem? Undenkbar! Stell dir vor, du brauchst starke Nerven für eine wichtige unternehmerische Entscheidung – und du kollabierst innerlich, weil dich dein hinterer Vagusnerv lähmt?
Oder du stehst vor deinem Team, willst unbedingt Ruhe ausstrahlen – aber deine Pupillen, der Schweiss auf deiner Stirn und deine hastigen Bewegungen verraten sofort, dass du alles andere als ruhig bist?
Stell dir vor, du musst unter Druck eine wichtige Entscheidung treffen. Und du spürst nicht, dass du sympathikoton mobilisiert bist und keinen Zugriff mehr auf den Teil deines Gehirns hast, der uns gute Entscheidungen ermöglicht?
Im Kampf mit sich selbst
Unser autonomes Nervensystem ist eine Kraft, die ständig in uns wirkt. Sie kann uns voranbringen, flüchten lassen oder komplett lähmen. Wenn wir diese Kraft nicht kennen und verkörpern, sind wir im Kampf gegen uns selbst. Und auch wenn das viel gepriesene Mindset stark ist: Gegen das autonome Nervensystem kommen wir nicht an. Es steuert uns auf einer Tiefe, die wir erst einmal mit unserem Verstand begreifen müssen.
Es reagiert in Millisekunden und bringt uns in Sicherheit, während unser Verstand wie eine Schnecke hinterherkriecht und fragt: Was ist denn jetzt passiert?!
Leadership = Selbstverantwortung
Leadership bedeutet Verantwortung. Verantwortung für sich selbst und für andere Menschen. Ohne Verkörperung ist keine authentische Führung möglich. Wer sich selbst, die eigenen Impulse, Blockaden und Ängste weder spürt noch dafür Verantwortung übernimmt, ist spürbar un-authentisch und hat Mühe, das Vertrauen der Menschen um sich herum zu gewinnen.
Warum soll man auch einer Person vertrauen, die sich selbst und der ureigenen Kraft in sich selbst nicht vertraut?
Warum soll man sich von einer Führungsperson gehört werden, die sich selbst nicht einmal zuhört?
Wie soll man gesunde Grenzen setzen können, wenn man nicht spürt, wo diese Grenzen liegen und wie stark sie sind?
Paradigmenwechsel Polyvagal-Theorie
Die Polyvagal-Theorie bedeutet ein Paradigmenwechsel. Sie lässt uns erstmals tiefgreifend verstehen, wie unser autonomes Nervensystem im Sinne des Überlebens handelt und unser Verhalten in jeder einzelnen Sekunde prägt. Und dieses Überleben hat zwei Aspekte: Körperliche Sicherheit und Bindung.
Ist eines dieser beiden Dinge nicht gewährleistet, sorgt unser autonomes Nervensystem dafür, dass wir etwas tun. Oder, dass wir aufgeben und darauf warten, aus unserer Ohnmacht erlöst zu werden.
Leadership = gesunde Präsenz
Menschen, die ihrem eigenen Körperbewusstsein nicht zuhören, werden auch dir nicht zuhören. Sie handeln in einem unbewussten Misstrauen, rennen blind von A nach B und es ist schwierig, ihnen zu vertrauen. Eine Führungsperson die A sagt, aber B fühlt, löst in uns Misstrauen aus. Denn wir spüren auf einer tiefen unbewussten Ebene, dass wir hier gerade nicht sicher sind und unser Gegenüber nicht authentisch ist.
Menschen, die ihrem eigenen Körperbewusstsein nicht zuhören, werden Mühe damit haben, ein nachhaltiges, stabiles Leben zu führen. Sie ignorieren die gesunden und wichtigen Signale ihres Körpers und verlieren sich in unbewussten Strategien.
Leadership und Selbstführung leben von einer gesunden Präsenz mit sich selbst und anderen Menschen. Volle Präsenz ist nur in einem Zustand möglich, in dem unser vorderer, ventraler Vagus aktiv ist. Sobald er sich verabschiedet, sind wir mobilisiert und gelähmt.
Wir werden unaufmerksam, sind getrieben, vergessen Details, sind misstrauisch oder gelähmt. Wir führen uns und andere – aber ohne Vertrauen in uns selbst.