Ich bin richtig, aber meine Strategie gerade nicht

Nicht wir sind falsch, sondern unser Umgang mit gewissen Dingen:

Lange war ich davon überzeugt, dass an mir etwas falsch sein muss, wenn es mir nicht gut geht, wenn ich an sozialen Interaktionen scheitere, wenn ein Job nicht klappt, wenn ich keine Lösung finde oder meine Gefühle nicht verstehen kann.

Ich hatte eine schwierige Kindheit und dachte, dass bestimmt mit mir etwas nicht richtig sein kann, wenn ich auch als Erwachsene immer noch mit mir selbst kämpfe.

Ich glaube, es war die systemische Herangehensweise, die mir dabei geholfen hat, einen gesunden, selbstbestimmten Umgang mit mir selbst und meinen Gefühlen zu erlernen, ohne mich in meiner Essenz falsch oder beschädigt zu fühlen.

Ich arbeite seit bald 10 Jahren mit einem systemischen Heilpraktiker für Psychotherapie. Zuerst haben wir vor allem an meiner Geschichte gearbeitet, dann hat er langsam begonnen, mich darauf hinzutrainieren, dass ich seine Herangehensweise für meine Arbeit mit Menschen übersetzen kann. Was mich dabei immer wieder verblüfft, ist, dass ich immer und immer wieder neue Tools, Erklärungen, Optionen bekommen habe, eine Situation und ein Gefühl zu betrachten. Aber es ging in unserer Arbeit nie darum, dass ich irgendwie falsch bin, dass die anderen falsch sind und jemand repariert werden muss.

Viel mehr hat mich die gemeinsame Arbeit immer mehr zum Verständnis gebracht, dass wir als Menschen in ein Umfeld hineingeboren werden, das uns formt; ebenso wie unsere Eltern schon geformt wurden. Und irgendwann verlassen wir dieses Umfeld und versuchen, in neuen Systemen und Umfeldern zurecht zu kommen. Und wir nehmen all das, was wir in unserem ersten «Nährboden» gelernt haben, mit.

Wir werden von unserem ersten Umfeld geformt.

Nun sind die Muster und Überzeugungen, die wir verinnerlicht haben, an neuen Orten vielleicht plötzlich alles andere als hilfreich und wir bekommen Probleme damit, in anderen Systemen mit anderen Menschen klarzukommen. Und wir bekommen Angst; Angst, dass wir falsch sind und vielleicht nirgends reinpassen.

Aber, niemand wird falsch geboren. Unser Körper, unser Gehirn und unsere Psyche sind hochentwickelte Systeme, die sich ein Leben lang anpassen und verändern können. Aber wir haben Überzeugungen, Muster und Strategien mitbekommen, die in unserem ersten Umfeld überlebenswichtig und hilfreich waren, aber uns irgendwann behindern.

«Ich bin richtig. Nur meine aktuelle Strategie ist falsch»

Für mich gibt es nichts Kraftvolleres als die Erkenntnis, dass wir uns an unserem ersten Umfeld formen und dabei einige Strategien, Muster und Konditionierungen entwickeln, die uns später hinderlich sind oder krank machen.

Ein wichtiger Teil der Arbeit im heart space beruht darauf, unseren Umgang mit unseren eigenen Emotionen, die Bewertung von verschiedenen Situationen und unsere sozialen Interaktionen mit anderen Menschen genauer anzuschauen. Das ist der Anteil meiner Mentorings, die ich als systemisch betrachte.

Wir sezieren unser Verhalten in dem Umfeld, in dem wir uns bewegen.

Der schamanische Anteil beginnt, wenn wir uns entspannen und durch die Kraft der Imagination neue Herangehensweisen und Perspektiven finden können. Wir finden Bilder, die uns dabei helfen, unseren Umgang mit einer Situation oder einem Gefühl zu verändern.

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